Die Zunge (1. Teil)
BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM
Was man mit der Zunge anrichten kann und wie man richtig damit umgeht
عَنْ سَهْلِ بْنِ سَعْدٍ: عَنْ رَسُولِ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قَالَ: مَنْ يَضْمَنْ لِي مَا بَيْنَ لَحْيَيْهِ وَمَا بَيْنَ رِجْلَيْهِ أَضْمَنْ لَهُ الْجَنَّةَ
Sahl Ibn Sa’d berichtete, dass der Gesandte Allahs (Allahs Segen und Friede auf ihm) sagte: “Wer mir für das garantiert, was sich zwischen seinen beiden Kiefern und seinen beiden Beinen befindet, dem garantiere ich das Paradies”.
(Buchari 6474)
Was sich zwischen den beiden Kiefern befindet, ist die Zunge und was sich zwischen den beiden Beinen befindet, sind die Geschlechtsteile und die Garantie des Menschen bezieht sich auf den legalen Gebrauch dieser Körperteile.
Das Üble, was man mit seiner Zunge anrichten kann, ist vielfältig. Und zumeist fühlt man innerlich Genugtuung, während man diese Sünden begeht.
In diesem Unterkapitel soll zunächst die Vorzüglichkeit des Schweigens – unter der Bedingung, dass es nicht Pflicht oder vorzüglich ist, in der Betreffenden Situation zu reden – angeführt werden. Danach sollen die verschiedenen Arten von Sünden behandelt werden, die ein Mensch mit seiner Zunge vollbringen kann.
Vorzüglichkeit des Schweigens
عَنْ أَبِي هُرَيْرَةَ قَالَ: قَالَ رَسُولُ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ: مَنْ كَانَ يُؤْمِنُ بِاللَّهِ وَالْيَوْمِ الْآخِرِ فَلْيُكْرِمْ ضَيْفَهُ وَمَنْ كَانَ يُؤْمِنُ بِاللَّهِ وَالْيَوْمِ الْآخِرِ فَلَا يُؤْذِ جَارَهُ وَمَنْ كَانَ يُؤْمِنُ بِاللَّهِ وَالْيَوْمِ الْآخِرِ فَلْيَقُلْ خَيْرًا أَوْ لِيَصْمُتْ
Abu Huraira berichtete, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) gesagt hat:
“…Wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, der soll entweder etwas Gutes sprechen oder aber schweigen…”
(Tirmidhi, Ibn Madscha, Abu Dawud 5154)
Wann hat man die Pflicht zu reden?
Der Muslim ist angehalten, zum Guten aufzufordern und Schlechtes, was er sieht, auch als Schlechtes anzuprangern. In solchen Fällen darf man nicht schweigen.
حَدَّثَنَا أَبُو بَكْرِ بْنُ أَبِي شَيْبَةَ حَدَّثَنَا وَكِيعٌ عَنْ سُفْيَانَ ح و حَدَّثَنَا مُحَمَّدُ بْنُ الْمُثَنَّى حَدَّثَنَا مُحَمَّدُ بْنُ جَعْفَرٍ حَدَّثَنَا شُعْبَةُ كِلَاهُمَا عَنْ قَيْسِ بْنِ مُسْلِمٍ عَنْ طَارِقِ بْنِ شِهَابٍ وَهَذَا حَدِيثُ أَبِي بَكْرٍ قَالَ
أَوَّلُ مَنْ بَدَأَ بِالْخُطْبَةِ يَوْمَ الْعِيدِ قَبْلَ الصَّلَاةِ مَرْوَانُ فَقَامَ إِلَيْهِ رَجُلٌ فَقَالَ الصَّلَاةُ قَبْلَ الْخُطْبَةِ فَقَالَ قَدْ تُرِكَ مَا هُنَالِكَ فَقَالَ أَبُو سَعِيدٍ أَمَّا هَذَا فَقَدْ قَضَى مَا عَلَيْهِ سَمِعْتُ رَسُولَ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ يَقُولُ مَنْ رَأَى مِنْكُمْ مُنْكَرًا فَلْيُغَيِّرْهُ بِيَدِهِ فَإِنْ لَمْ يَسْتَطِعْ فَبِلِسَانِهِ فَإِنْ لَمْ يَسْتَطِعْ فَبِقَلْبِهِ وَذَلِكَ أَضْعَفُ الْإِيمَانِ
Abu Said sagte: “…Ich hörte den Gesandten Allahs (s.a.s.) sagen: „Wer von euch etwas Übles (arab. munkar ) sieht, der soll es mit der Hand ändern. Wenn man dies nicht kann, dann mit der Zunge, wenn man auch dies nicht kann, dann mit dem Herzen. Und dieses letztere ist der schwächste Iman.“
(Muslim 49)
Ahmad ibn Hanbal berichtet, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) gesagt hat:
„Allah bestraft nicht die Allgemeinheit für Taten, die einige Leute unter ihnen tun, bis dass solch ein Zustand erreicht ist, wo die Allgemeinheit das Schlechte unter sich sieht und es nicht ändert, obwohl sie es könnte. Wenn die Allgemeinheit so handelt, bestraft Allah sowohl die (wenigen) Leute, die das Schlechte tun, als auch die Allgemeinheit, die dazu schweigt.“
Übel, die man mit seiner Zunge anrichten kann
- Über etwas reden, was einen nichts angeht
- Über sündiges Verhalten plauschen
- Maßlos und völlig unbedacht reden
- Streitbare Diskussionen
- Ordinäres, vulgäres Reden
- Übertriebenes, ständiges Witzeln
- Sich über jemanden lustig machen und jemanden verspotten
- Ein Geheimnis ausplaudern, Lügen, Verabredungen nicht einhalten
- Üble Nachrede (arab. ghiba)
- Namīma: Streit säen zwischen zweien durch erzählen, was einer über den anderen gesagt hat und etwas aufdecken, was unerwünscht ist, dass man es aufdeckt
- Zwei Gesichter haben, indem man jedem von zweien, die sich streiten, vorgibt, dass man mit ihm sei
- Jemanden übertrieben loben
- Sich derartig falsch ausdrücken, dass ein Schaden entsteht
Im Folgenden sollen die angeführten Übel ausführlicher dargestellt werden:
Über etwas reden, was einen nichts angeht
عَنْ أَبِي هُرَيْرَةَ قَالَ: قَالَ رَسُولُ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ: مِنْ حُسْنِ إِسْلَامِ الْمَرْءِ تَرْكُهُ مَا لَا يَعْنِيهِ
Abu Huraira berichtete, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) gesagt hat: “Zum guten Islam des Mannes gehört, dass er das lässt, was ihn nichts angeht”.
(Tirmidhi 2317/Ibn Madscha 3976/sahih)
Über sündiges Verhalten zur Unterhaltung reden
Hiermit ist gemeint, dass man über sündige Handlungen ausführlich zur Unterhaltung redet, so dass dem Zuhörer diese sündige Handlung ausgeschmückt wird. Gerade das tut ja der Teufel, um die Menschen zu den Sünden zu verführen.
و حَدَّثَنَاه مُحَمَّدُ بْنُ أَبِي عُمَرَ الْمَكِّيُّ حَدَّثَنَا عَبْدُ الْعَزِيزِ الدَّرَاوَرْدِيُّ عَنْ يَزِيدَ بْنِ الْهَادِ عَنْ مُحَمَّدِ بْنِ إِبْرَاهِيمَ عَنْ عِيسَى بْنِ طَلْحَةَ عَنْ أَبِي هُرَيْرَةَ
أَنَّ رَسُولَ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قَالَ إِنَّ الْعَبْدَ لَيَتَكَلَّمُ بِالْكَلِمَةِ مَا يَتَبَيَّنُ مَا فِيهَا يَهْوِي بِهَا فِي النَّارِ أَبْعَدَ مَا بَيْنَ الْمَشْرِقِ وَالْمَغْرِبِ
Abu Huraira berichtet, dass er den Gesandten Allahs (s.a.s.) Folgendes sagen hörte: “Wahrlich, der Mensch (wörtl. Diener) redet leichtsinnig etwas daher, was ihn tiefer ins Höllenfeuer stürzen lässt als die Entfernung zwischen Osten und Westen”.
(Buchari/Muslim 2988)
Erläuterungen zum Hadith von Imam Nawawi:
Nawawi sagt sinngemäß:
“Hiermit ist der Fall gemeint, dass ein Mensch etwas redet, ohne die schlechten Folgen des Redens zu beachten, und ohne die Auswirkungen zu fürchten, wie z. B. das Denunzieren bei einem Machthaber o. ä. oder eine Verleumdung. Alles, was für andere Muslime Schaden nach sich zieht o. ä. fällt darunter. Dieser Hadith ist eine Aufforderung, seine Zunge im Zaum zu halten, wie der Prophet (s.a.s.) auch in einem anderen Hadith gesagt hat: “Wer Iman an Allah und den Jüngsten Tag hat, der soll Gutes sprechen oder aber schweigen”. Jemand, der etwas reden will, soll vorher darüber nachdenken, was er aussprechen will. Wenn er zum Schluss kommt, dass sich durchs Reden ein Vorteil ergibt, soll er reden. Ansonsten soll er schweigen”.
Maßloses Reden
حَدَّثَنَا أَحْمَدُ بْنُ الْحَسَنِ بْنِ خِرَاشٍ الْبَغْدَادِيُّ حَدَّثَنَا حَبَّانُ بْنُ هِلَالٍ حَدَّثَنَا مُبَارَكُ بْنُ فَضَالَةَ حَدَّثَنِي عَبْدُ رَبِّهِ بْنُ سَعِيدٍ عَنْ مُحَمَّدِ بْنِ الْمُنْكَدِرِ عَنْ جَابِرٍ
أَنَّ رَسُولَ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قَالَ إِنَّ مِنْ أَحَبِّكُمْ إِلَيَّ وَأَقْرَبِكُمْ مِنِّي مَجْلِسًا يَوْمَ الْقِيَامَةِ أَحَاسِنَكُمْ أَخْلَاقًا وَإِنَّ أَبْغَضَكُمْ إِلَيَّ وَأَبْعَدَكُمْ مِنِّي مَجْلِسًا يَوْمَ الْقِيَامَةِ الثَّرْثَارُونَ وَالْمُتَشَدِّقُونَ وَالْمُتَفَيْهِقُونَ. قَالُوا: يَا رَسُولَ اللَّهِ قَدْ عَلِمْنَا الثَّرْثَارُونَ وَالْمُتَشَدِّقُونَ فَمَا الْمُتَفَيْهِقُونَ قَالَ: الْمُتَكَبِّرُونَ
Dschabir berichtet: “Der Gesandte Allahs (s.a.s.) hat gesagt: “Zu denen unter euch, die mir am liebsten sind, gehören die unter euch, die den besten Charakter haben, und deren Aufenthaltsort am Tag der Auferstehung wird am nächsten zu meinem Aufenthaltsort sein. Und diejenigen unter euch sind mir am verhasstesten und deren Aufenthaltsort am Tag der Auferstehung wird am entferntesten von meinem Aufenthaltsort sein, die quatschen (zuviel und Falsches reden), und die maßlos und unbedacht reden und…die Hochmütigen”.”
(Tirmidhi 2018/sahih)
Die Zunge (2. Teil)
BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM
Streitbare Diskussionen
عَنْ عَائِشَةَ رَضِيَ اللَّهُ عَنْهَا: عَنْ النَّبِيِّ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قَالَ: إِنَّ أَبْغَضَ الرِّجَالِ إِلَى اللَّهِ الْأَلَدُّ الْخَصِمُ
Aischa, Allahs Wohlgefallen auf ihr, berichtete, dass der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte: “Diejenigen Männer, die am meisten von Allah gehasst werden, sind die, die zank- und streitsüchtig sind.”
(Buchari)
Qurtubi sagt im “Mufhim” zur Erläuterung dieses Hadithes:
“…Diese Person, die von Allah gehasst wird, ist jemand, der die Wahrheit abstreiten und die Tatsachen in ein falsches Licht rücken will…”.
(aus Asqalani)
Ordinäres, vulgäres Reden
حَدَّثَنَا مُحَمَّدُ بْنُ يَحْيَى الْأَزْدِيُّ الْبَصْرِيُّ حَدَّثَنَا مُحَمَّدُ بْنُ سَابِقٍ عَنْ إِسْرَائِيلَ عَنْ الْأَعْمَشِ عَنْ إِبْرَاهِيمَ عَنْ عَلْقَمَةَ عَنْ عَبْدِ اللَّهِ قَالَ
قَالَ رَسُولُ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ: لَيْسَ الْمُؤْمِنُ بِالطَّعَّانِ وَلَا اللَّعَّانِ وَلَا الْفَاحِشِ وَلَا الْبَذِيءِ
Abdullah berichtet, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) gesagt hat: “Ein (vollkommener) Mu’min beschuldigt nicht ständig die Leute, flucht nicht ständig, tut und spricht nichts Vulgäres und Unanständiges und ist nicht schamlos.”
(Tirmidhi 1977/sahih)
Fluchen und jemanden beleidigen
Es kann leicht zur Gewohnheit werden, ständig zu fluchen und andere Menschen beleidigend anzureden. Und so hat sich der Muslim von klein auf daran zu gewöhnen, Fluchen und Schimpfwörter zu unterlassen. Eltern und Erzieher haben besonders darauf zu achten.
Jemanden verfluchen bedeutet, dass man sich wünscht, dass er von der Barmherzigkeit Allahs ausgeschlossen wird.
حَدَّثَنَا قُتَيْبَةُ بْنُ سَعِيدٍ وَعَلِيُّ بْنُ حُجْرٍ قَالَا حَدَّثَنَا إِسْمَعِيلُ وَهُوَ ابْنُ جَعْفَرٍ عَنْ الْعَلَاءِ عَنْ أَبِيهِ عَنْ أَبِي هُرَيْرَةَ
أَنَّ رَسُولَ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قَالَ: أَتَدْرُونَ مَا الْمُفْلِسُ قَالُوا الْمُفْلِسُ فِينَا مَنْ لَا دِرْهَمَ لَهُ وَلَا مَتَاعَ فَقَالَ: إِنَّ الْمُفْلِسَ مِنْ أُمَّتِي يَأْتِي يَوْمَ الْقِيَامَةِ بِصَلَاةٍ وَصِيَامٍ وَزَكَاةٍ وَيَأْتِي قَدْ شَتَمَ هَذَا وَقَذَفَ هَذَا وَأَكَلَ مَالَ هَذَا وَسَفَكَ دَمَ هَذَا وَضَرَبَ هَذَا فَيُعْطَى هَذَا مِنْ حَسَنَاتِهِ وَهَذَا مِنْ حَسَنَاتِهِ فَإِنْ فَنِيَتْ حَسَنَاتُهُ قَبْلَ أَنْ يُقْضَى مَا عَلَيْهِ أُخِذَ مِنْ خَطَايَاهُمْ فَطُرِحَتْ عَلَيْهِ ثُمَّ طُرِحَ فِي النَّارِ.
Abu Huraira berichtete: “Der Gesandte Allahs (sallalahu ´alaihi wa sallam) fragte: „Wisst ihr, wer wirklich völlig mittellos ist?“ Sie antworteten: „Völlig mittellos ist derjenige unter uns, der weder Geld noch nützliches irdisches Gut (arab. mata´) hat.“ Daraufhin sagte er: „Der Mittellose meiner Gemeinde ist derjenige, der am Tag des Gerichts mit verrichtetem Gebet, Fasten und Zakat erscheinen wird, jedoch hat er auch jemanden beleidigt, jemanden beschuldigt, Unzucht (arab. zina) begangen zu haben, jemandem zu Unrecht Geld bzw. Besitz genommen, das Blut von jemandem vergossen, jemanden geschlagen. Dann wird jedem, der von ihm ungerecht behandelt wurde, ein Teil seiner guten Taten gegeben, soweit noch gute Taten von ihm übrig sind. Falls jedoch seine guten Taten aufgebraucht sind, bevor die Ungerechtigkeiten, die er verübt hat, ausgeglichen wurden, wird von den schlechten Taten der von ihm ungerecht Behandelten genommen und ihm aufgebürdet, und er wird ins Feuer geworfen“.”
(Muslim 2581)
Abdullah berichtet, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) gesagt hat: “Ein (vollkommener) Mu’min beschuldigt nicht ständig die Leute, flucht nicht ständig…”
(Tirmidhi 1977/sahih)
Übertriebenes, ständiges Witzeln und Scherzen
Wenn man ab und zu Spaß macht, vorallem, um jemanden aufzumuntern, der eine etwas schwache Persönlichkeit hat, wie z. B. Kinder, ist es jedoch nicht untersagt, wenn man dabei bei der Wahrheit bleibt.
حدثنا إبراهيم بن مهدي حدثنا شريك عن عاصم عن أنس قال
قال لي رسول الله صلى الله عليه وسلم يا ذا الأذنين
Anas berichtete: “Der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte zu mir: “O du, der mit den zwei Ohren”.”
(Abu Dawud 5002/sahih)
Anas war in der Zeit der Gesandtschaft des Propheten (s.a.s.) noch ein Kind.
Sich über jemanden lustig machen und jemanden verspotten
Es ist untersagt, sich herablassend über einen anderen Menschen auszulassen. Dies kann sowohl direkt mit der Zunge als auch durch Andeutungen mit gewissen Körperbewegungen geschehen. Ein solches Verhalten verbieten der Koran und die Sunna.
Ein anvertrautes Geheimnis ausplaudern, Lügen, Verabredungen nicht einhalten
حَدَّثَنَا سُلَيْمَانُ أَبُو الرَّبِيعِ قَالَ حَدَّثَنَا إِسْمَاعِيلُ بْنُ جَعْفَرٍ قَالَ حَدَّثَنَا نَافِعُ بْنُ مَالِكِ بْنِ أَبِي عَامِرٍ أَبُو سُهَيْلٍ عَنْ أَبِيهِ عَنْ أَبِي هُرَيْرَةَ
عَنْ النَّبِيِّ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قَالَ آيَةُ الْمُنَافِقِ ثَلَاثٌ إِذَا حَدَّثَ كَذَبَ وَإِذَا وَعَدَ أَخْلَفَ وَإِذَا اؤْتُمِنَ خَانَ
Abu Huraira (radiyallahu ´anhu) berichtete, dass der Gesandte Allahs (sallalahu ´alaihi wa sallam) gesagt hat:
„Ein Heuchler besitzt drei Kennzeichen:
1. wenn er spricht, lügt er
2. wenn er ein Versprechen gibt, bricht er es, und
3. wenn ihm etwas anvertraut wird, betrügt er“
(Buchari/Muslim)
In einem Wortlaut des Hadithes bei Ahmad wird zusätzlich überliefert:
وَإِنْ صَامَ وَصَلَّى وَزَعَمَ أَنَّهُ مُسْلِمٌ
„…Auch wenn er fastet, das Gebet verrichtet und behauptet (arab. za´ama), er sei Muslim“
Worterläuterungen
Heuchler (arab. munafiq) – es gibt 2 Arten von Heuchelei:
- Heuchelei bzgl. der Überzeugung: Wenn einer nach außen den Muslimen vortäuscht, Muslim zu sein, innerlich aber etwas anderes ist. Dieser ist ein Kafir (Nichtmuslim).
- Heuchelei bzgl. dem, was man tut: Dies ist riya´ (d. h. dass man die Tat bzw. die Taten nicht deswegen tut, um Allahs Wohlgefallen zu erlangen, sondern um bei den Menschen etwas zu erreichen, wie z. B. Ansehen usw.). Diese Art von Heuchelei ist eine Sünde, jedoch tritt man dadurch nicht aus dem Islam aus.
behauptet (arab. za´ama) – das Wort za´ama wird in der Bedeutung von „sagen“ benutzt. Weiterhin wird es in der Bedeutung von „glauben“ benutzt, d. h. dass man etwas mit größerer Wahrscheinlichkeit für etwas Richtiges hält als für etwas Falsches. Weiterhin wird es in der Bedeutung „von etwas überzeugt sein“ benutzt. Meistens wird es jedoch benutzt für etwas Falsches und etwas, worüber man im Zweifel ist.
Lehrinhalt des Hadithes
Wer all diese Eigenschaften hat, ist aus der Stufe des vollkommenen Islams ausgetreten. Wer diese Sünden begeht, jedoch nicht davon überzeugt ist, dass sie erlaubt seien, ist ein Sünder, aber immer noch Muslim. Ein solcher Mensch wird jedoch Heuchler genannt, um die Ähnlichkeit anzudeuten zu der Art von Heuchlern, die keine Muslime sind, dies aber den Muslimen vortäuschen – weil es diese Eigenschaften sind, die vornehmlich bei diesen nichtmuslimischen Heuchlern zu Tage treten.
Ausnahmen, in denen es erlaubt ist, nicht die Wahrheit zu sagen
Es ist nur in drei Fällen erlaubt, nicht die Wahrheit zu sagen:
- um Frieden zwischen zwei Muslimen zu stiften. Z. B. hat der eine über den anderen schlecht geredet, was dieser erfahren hat und darüber sehr erbost ist. Dann kann man z. B. sagen: “Das hat der Mann überhaupt nicht so gemeint, er liebt dich vielmehr”.
- Gegenüber der eigenen Ehefrau, um ihr das Zusammenleben angenehmer zu machen. Man darf z. B. seiner Frau etwas sagen, was nicht der Wahrheit entspricht, um sie nicht zu verletzten. Z. B. darf man sagen: Du bist sehr schön und gefällst mir sehr, obwohl sie eigentlich hässlich ist und man nicht besonders an ihrem Aussehen Gefallen findet. (In diesem Sinne erläutert Al-Khattabi in “Aun al-Ma’bud” die Erlaubnis der Lüge gegenüber der Ehefrau und das gleiche gilt umgekehrt. Und Allah weiß es besser.)
- Im Krieg in taktischen Angelegenheiten. Verträge müssen jedoch die Muslime auch im Krieg genau einhalten. Es gibt auch im Islam keinen unerklärten Krieg.
Der Beleg für dies ist der folgende Hadith:
حَدَّثَنَا الرَّبِيعُ بْنُ سُلَيْمَانَ الْجِيزِيُّ حَدَّثَنَا أَبُو الْأَسْوَدِ عَنْ نَافِعٍ يَعْنِي ابْنَ يَزِيدَ عَنْ ابْنِ الْهَادِي أَنَّ عَبْدَ الْوَهَّابِ بْنَ أَبِي بَكْرٍ حَدَّثَهُ عَنْ ابْنِ شِهَابٍ عَنْ حُمَيْدِ بْنِ عَبْدِ الرَّحْمَنِ عَنْ أُمِّهِ أُمِّ كُلْثُومٍ بِنْتِ عُقْبَةَ قَالَتْ
مَا سَمِعْتُ رَسُولَ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ يُرَخِّصُ فِي شَيْءٍ مِنْ الْكَذِبِ إِلَّا فِي ثَلَاثٍ كَانَ رَسُولُ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ يَقُولُ لَا أَعُدُّهُ كَاذِبًا الرَّجُلُ يُصْلِحُ بَيْنَ النَّاسِ يَقُولُ الْقَوْلَ وَلَا يُرِيدُ بِهِ إِلَّا الْإِصْلَاحَ وَالرَّجُلُ يَقُولُ فِي الْحَرْبِ وَالرَّجُلُ يُحَدِّثُ امْرَأَتَهُ وَالْمَرْأَةُ تُحَدِّثُ زَوْجَهَا
Umm Kulthum bint Uqba sagte: “Ich habe nicht gehört, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) das Lügen in irgendeiner Angelegenheit erlaubte außer in drei Fällen: Der Gesandte Allah (s.a.s.) pflegte zu sagen: “Ich zähle denjenigen Mann nicht als Lügner, der zwischen den Menschen Frieden stiftet – er macht eine Aussage, wobei er dadurch ausschließlich Frieden stiften will. (Ebenso nicht,) wenn ein Mann etwas (an Lüge) im Krieg sagt. (Und ebenso nicht, ) wenn ein Mann etwas (an Lüge) seiner Frau sagt und eine Frau (etwas an Lüge) ihrem Mann sagt”.”
(Buchari/Muslim/Abu Dawud 4921/sahih)
Die Zunge (3. Teil)
BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM
Üble Nachrede (arab. ghiba)
Definition
Üble Nachrede (arab. ghiba) ist, wenn man etwas über jemanden in dessen Abwesenheit sagt, was er nicht mag, dass man es sagt, selbst wenn es stimmen sollte:
حَدَّثَنَا يَحْيَى بْنُ أَيُّوبَ وَقُتَيْبَةُ وَابْنُ حُجْرٍ قَالُوا حَدَّثَنَا إِسْمَعِيلُ عَنْ الْعَلَاءِ عَنْ أَبِيهِ عَنْ أَبِي هُرَيْرَةَ
أَنَّ رَسُولَ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قَالَ أَتَدْرُونَ مَا الْغِيبَةُ قَالُوا اللَّهُ وَرَسُولُهُ أَعْلَمُ قَالَ ذِكْرُكَ أَخَاكَ بِمَا يَكْرَهُ قِيلَ أَفَرَأَيْتَ إِنْ كَانَ فِي أَخِي مَا أَقُولُ قَالَ إِنْ كَانَ فِيهِ مَا تَقُولُ فَقَدْ اغْتَبْتَهُ وَإِنْ لَمْ يَكُنْ فِيهِ فَقَدْ بَهَتَّهُ
Abu Huraira berichtete, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) fragte: “Wisst ihr, was üble Nachrede (arab. ghiba) ist?”, da sagten sie: “Allah und Sein Gesandter wissen es am besten”, da sagte er: „Wenn du über deinen Bruder etwas erwähnst, was ihm verhasst ist“, worauf sie fragten: „Und wenn es stimmt, was ich über meinen Bruder sage, o Gesandter Allahs?“ Da sagte er: „Wenn es stimmt, was du über deinen Bruder sagst, dann hast du ihm übel nachgeredet, und wenn es nicht stimmt, dann hast du ihn verleumdet (arab. bahattah)“.
(Muslim 2589)
Verbot der üblen Nachrede
Allah, der Erhabene, hat die üble Nachrede mit dem Essen vom Fleisch der entsprechenden Person verglichen:
O ihr, die ihr Iman habt! Vermeidet häufigen Argwohn; denn mancher Argwohn ist Sünde. Und spioniert nicht und führt keine üble Nachrede übereinander. Würde wohl einer von euch gerne das Fleisch seines toten Bruders essen? Sicher würdet ihr es verabscheuen. So fürchtet Allah. Wahrlich, Allah ist Gnädig, Barmherzig. [49:12]
حَدَّثَنَا عُثْمَانُ بْنُ أَبِي شَيْبَةَ حَدَّثَنَا الْأَسْوَدُ بْنُ عَامِرٍ حَدَّثَنَا أَبُو بَكْرِ بْنُ عَيَّاشٍ عَنْ الْأَعْمَشِ عَنْ سَعِيدِ بْنِ عَبْدِ اللَّهِ بْنِ جُرَيْجٍ عَنْ أَبِي بَرْزَةَ الْأَسْلَمِيِّ قَالَ
قَالَ رَسُولُ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ: يَا مَعْشَرَ مَنْ آمَنَ بِلِسَانِهِ وَلَمْ يَدْخُلْ الْإِيمَانُ قَلْبَهُ لَا تَغْتَابُوا الْمُسْلِمِينَ وَلَا تَتَّبِعُوا عَوْرَاتِهِمْ فَإِنَّهُ مَنْ اتَّبَعَ عَوْرَاتِهِمْ يَتَّبِعُ اللَّهُ عَوْرَتَهُ وَمَنْ يَتَّبِعْ اللَّهُ عَوْرَتَهُ يَفْضَحْهُ فِي بَيْتِهِ
Abu Barzata al-Aslami berichtete, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) gesagt hat: “O ihr Leute, die ihr Iman mit der Zunge habt, deren Iman aber nicht ins Herz eingedrungen ist: Betreibt nicht üble Nachrede gegenüber den Muslimen und sucht nicht nach deren Schwächen. Denn wer nach deren Schwächen sucht, dessen Schwächen verfolgt Allah, und Er stellt diesen bloß, selbst wenn er in seinem Haus (vor den Menschen versteckt)(5) sitzt.”
(Abu Dawud 4880/sahih)
Auch Zuhören bei übler Nachrede ist untersagt
Ibn Qudama:
“Wer übler Nachrede zuhört, macht dabei mit.
Wenn über eine Person übel nachgeredet wird, muss man diese Person verteidigen. Wenn man es nicht kann, muss man aufstehen und den Ort verlassen, wenn es einem möglich ist.”
حَدَّثَنَا عَبْدُ اللَّهِ بْنُ مُحَمَّدِ بْنِ أَسْمَاءَ بْنِ عُبَيْدٍ حَدَّثَنَا ابْنُ الْمُبَارَكِ عَنْ يَحْيَى بْنِ أَيُّوبَ عَنْ عَبْدِ اللَّهِ بْنِ سُلَيْمَانَ عَنْ إِسْمَعِيلَ بْنِ يَحْيَى الْمُعَافِرِيِّ عَنْ سَهْلِ بْنِ مُعَاذِ بْنِ أَنَسٍ الْجُهَنِيِّ عَنْ أَبِيهِ
عَنْ النَّبِيِّ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قَالَ مَنْ حَمَى مُؤْمِنًا مِنْ مُنَافِقٍ أُرَاهُ قَالَ: بَعَثَ اللَّهُ مَلَكًا يَحْمِي لَحْمَهُ يَوْمَ الْقِيَامَةِ مِنْ نَارِ جَهَنَّمَ وَمَنْ رَمَى مُسْلِمًا بِشَيْءٍ يُرِيدُ شَيْنَهُ بِهِ حَبَسَهُ اللَّهُ عَلَى جِسْرِ جَهَنَّمَ حَتَّى يَخْرُجَ مِمَّا قَالَ
Muadh ibn Anas berichtet, dass der Prophet (s.a.s.) gesagt hat: “Wer einen Mu’min vor einem Heuchler beschützt, für den schickt Allah einen Engel, der am Tag der Auferstehung sein Fleisch vor dem Höllenfeuer beschützt…”.
(Abu Dawud 4883/hasan)
Die Beweggründe für das üble Nachreden
Es gibt viele Beweggründe dafür, dass man einem übel nachredet. Hier sind einige davon aufgeführt:
- Seine Wut gegenüber einem Betreffenden Menschen herauszulassen
- Wenn man in einer Runde mit Freunden ist und dort übel nachgeredet wird, machen manche Leute mit, weil sie meinen, dass es zum Anstand gehört, die Runde nicht zu stören.
- Um sich selbst hervorzuheben, indem man einen anderen runterdrückt durch die Offenlegung von dessen Fehlern bzw. vermeintlichen Fehlern.
- Man will sich vor anderen in Szene setzen, indem man in Witzform anderen übel nachredet.
Heilung von der Krankheit
Um sich selbst von dieser Krankheit zu heilen, muss man sich Folgendes bewusst machen:
- Man setzt sich durch solch ein Verhalten dem Zorn Allahs aus.
- Die eigenen guten Taten gehen auf denjenigen über, dem man übel nachredet. Wenn man keine guten Taten mehr hat, werden einem dessen Sünden aufgeladen: Siehe den oben erwähnten Hadith „Der Mittellose meiner Gemeinde ist derjenige, der am Tag des Gerichts mit verrichtetem Gebet, Fasten und Zakat erscheinen wird, jedoch hat er auch jemanden beleidigt, …“
- Wenn man dabei ist, die Fehler eines anderen hervorzuheben, so sollte man an seine eigenen Fehler denken. Man sollte lieber an sich selbst arbeiten und sich schämen, über die Fehler anderer zu reden, während man selbst voller Fehler ist.
- Man sollte daran denken, dass Allah einen so behandelt, wie man andere behandelt. D. h. wenn man andere bloßstellt, so stellt Allah auch einen selbst bloß.
Die Sühne für üble Nachrede
Man muss…
- …bereuen und Allah um Verzeihung bitten, da es eine Sünde ist, d. h. man hat durch die üble Nachrede die Gebote Gottes gebrochen
- …die entsprechende Person um Verzeihung bitten:
حَدَّثَنَا آدَمُ بْنُ أَبِي إِيَاسٍ حَدَّثَنَا ابْنُ أَبِي ذِئْبٍ حَدَّثَنَا سَعِيدٌ الْمَقْبُرِيُّ عَنْ أَبِي هُرَيْرَةَ رَضِيَ اللَّهُ عَنْهُ قَالَ: قَالَ رَسُولُ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ مَنْ كَانَتْ لَهُ مَظْلَمَةٌ لِأَخِيهِ مِنْ عِرْضِهِ أَوْ شَيْءٍ فَلْيَتَحَلَّلْهُ مِنْهُ الْيَوْمَ قَبْلَ أَنْ لَا يَكُونَ دِينَارٌ وَلَا دِرْهَمٌ إِنْ كَانَ لَهُ عَمَلٌ صَالِحٌ أُخِذَ مِنْهُ بِقَدْرِ مَظْلَمَتِهِ وَإِنْ لَمْ تَكُنْ لَهُ حَسَنَاتٌ أُخِذَ مِنْ سَيِّئَاتِ صَاحِبِهِ فَحُمِلَ عَلَيْهِ
Abu Huraira (r.) berichtete, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) gesagt hat: “Wer seinem Bruder etwas an Unrecht getan hat bzgl. dessen Ehre oder etwas (anderes), der muss ihn heute dafür um Verzeihung bitten, bevor (ein Tag kommt), an dem es keinen Dinar (Goldmünze) und Dirham (Silbermünze) geben wird. Wenn er gute Taten hat, wird von diesen entsprechend dem Unrecht weggenommen und wenn er keine guten Taten hat, dann wird von den schlechten Taten seines Gefährten (d. h. dem, dem er Unrecht getan hat) genommen, und ihm diese aufgebürdet”.
(Buchari)
Wenn man meint, dass durch das Mitteilen der Person, dass man übel über sie geredet hat, ein noch größerer Schaden – wie z. B. großer Hass – entsteht, dann soll man es nicht erzählen, und anstattdessen für die Sünden dieser Person Allah um Verzeihung bitten. Dann hat man so Gott will mehr gute Taten, da einem am Jüngsten Tag entsprechend dem obengenannten Hadith weggenommen werden und dieser Person, der man Unrecht getan hat, gegeben werden, wenn diese Person einem nicht verzeiht, was man nicht garantieren kann.
Auch soll man gut über diese Person reden. Mudschihad hat gesagt: “Die Sühne für üble Nachrede ist, dass man lobend über die Person spricht, der man übel nachgeredet hat”.
Wann ist es erlaubt, jemanden anderen in dessen Abwesenheit schlecht darzustellen?
In folgenden Fällen ist dies erlaubt:
1.Wenn der Betreffende, über den man redet, ohnehin die entsprechenden Sünden offen und schamlos tut. In diesem Fall deckt man ja nichts auf. Der Betreffende versteckt erst gar nicht diese Sünden.Ibn Qudama:Hasan (al-Basri) wurde gefragt: “Ist es üble Nachrede, wenn man die Sünden erwähnt, die ein Fādschir (jemand der offen und schamlos Sünden begeht) öffentlich begeht?”, worauf er antwortete: “Nein. Es ist auch nicht verpönt.”
2. Wenn jemand heiraten möchte und sich über den Heiratskandidaten erkundigt, soll man sagen, was man über die Person weiß, auch wenn es negativ ist.
حَدَّثَنَا الْقَعْنَبِيُّ عَنْ مَالِكٍ عَنْ عَبْدِ اللَّهِ بْنِ يَزِيدَ مَوْلَى الْأَسْوَدِ بْنِ سُفْيَانَ عَنْ أَبِي سَلَمَةَ بْنِ عَبْدِ الرَّحْمَنِ عَنْ فَاطِمَةَ بِنْتِ قَيْسٍ …أَمَّا أَبُو جَهْمٍ فَلَا يَضَعُ عَصَاهُ عَنْ عَاتِقِهِ وَأَمَّا مُعَاوِيَةُ فَصُعْلُوكٌ لَا مَالَ لَهُ انْكِحِي أُسَامَةَ بْنَ زَيْدٍ
Fatima bin Qais erzählte dem Propheten (s.a.s.), dass Abud Dschahm und Muawija ibn abi Sufjan um ihre Hand angehalten haben. Da sagte er: “Abu Dschahm nimmt den Stock von seiner Schulter nicht weg (d. h. er schlägt ständig seine Frauen) und Muawija ist ein armer Wicht, der kein Geld hat. Heirate Usama ibn Zaid…“
(Muslim/Abu Dawud 2284/sahih)
3. Wenn man sich z. B. an die Staatsmacht wendet, um jemanden anzuklagen, der einem Unrecht getan hat.
Namīma: Streit säen zwischen zweien durch erzählen, was einer über den anderen gesagt hat oder etwas aufdecken, was unerwünscht ist, dass man es aufdeckt
Ibn Qudama:
“Das Wort Namīma wird zumeist dafür verwendet, dass jemand etwas von den Worten einer Person über eine andere Person weiterträgt – z. B. wenn man sagt: “Dieser Mann hat über dich das und das gesagt”. Jedoch ist es nicht auf diesen Fall beschränkt, sondern allgemein ist damit gemeint, dass man etwas aufdeckt, was man nicht aufdecken sollte. Dies gilt sowohl für Taten als auch für Aussagen.”
حَدَّثَنَا أَبُو نُعَيْمٍ حَدَّثَنَا سُفْيَانُ عَنْ مَنْصُورٍ عَنْ إِبْرَاهِيمَ عَنْ هَمَّامٍ قَالَ كُنَّا مَعَ حُذَيْفَةَ
فَقِيلَ لَهُ إِنَّ رَجُلًا يَرْفَعُ الْحَدِيثَ إِلَى عُثْمَانَ فَقَالَ لَهُ حُذَيْفَةُ سَمِعْتُ النَّبِيَّ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ يَقُولُ لَا يَدْخُلُ الْجَنَّةَ قَتَّاتٌ
Hammam berichtet: Wir waren bei Hudhaifa. Da wurde ihm gesagt: Es gibt einen Mann, der Aussagen an Uthman weitergibt. Da sagte Hudhaifa zu ihm: “Ich hörte, dass der Prophet (s.a.s.) gesagt hat: “Einer, der Namīma(6) macht, kommt nicht ins Paradies”.”
(Buchari 6056/Muslim 105)
Ibn Qudama berichtet, dass erzählt wird, dass ein Mann einen Sklaven kaufen wollte. Der Verkäufer sagte ihm, dass dieser lügt und Namīma macht. Der Mann kaufte trotzdem den Sklaven. Der Sklave sagte später zu seinem neuen Herrn: “Deine Frau prostituiert sich und sie möchte dich töten”. Zur Frau sagte er: “Dein Mann möchte noch eine Frau heiraten und sich eine oder mehrere Sklavinnen kaufen. Wenn du willst, dass er keine weitere Frau heiratet und auch keine Sklavinnen kauft, dann schneide ihm Barthaare vom Hals ab, während er schläft.” Dem Mann sagte er: “Sie will dich töten, während du schläfst”. Schließlich kam sie, um ihm Haare vom Hals abzurasieren. Da nahm er sie bei der Hand und tötete sie. Ihre Angehörigen kamen dann, klagten ihn an und töteten ihn (d. h. er wurde hingerichtet als Vergeltung für Mord).
Verleumdung
Verleumdung bzgl. Unzucht von keuschen Muslimen steht im islamischen Strafrecht mit 80 Peitschenhieben unter Strafe.
Siehe hierzu auch ausführlich den Anfang bzw. den Anfangsteil von Sure An-Nur (Sure 24).
Peitscht die Unzüchtige und den Unzüchtigen gegebenenfalls jeweils mit hundert Peitschenhieben aus; und lasset euch angesichts dieser Vorschrift Allahs nicht von Mitleid mit den beiden ergreifen, wenn ihr an Allah und an den Jüngsten Tag glaubt. Und eine Anzahl der Mu’minun soll ihrer Pein beiwohnen. [24:2]
Ein Unzüchtiger darf nur eine Unzüchtige oder eine Götzen-dienerin heiraten, und eine Unzüchtige darf nur einen Un-züchtigen oder einen Götzen-diener heiraten; den Mu’minun aber ist das verwehrt. [24:3]
Und denjenigen, die ehrbaren Frauen (Unkeuschheit) vor-werfen, jedoch nicht vier Zeugen (dafür) beibringen, verabreicht achtzig Peitschen-hiebe. Und lasset ihre Zeugen-aussage niemals gelten; denn sie sind es, die Frevler sind ; [24:4]
Zwei Gesichter haben, indem man jedem von zweien, die sich streiten, vorgibt, dass man mit ihm sei
Dies heißt also, dass man Falschheit in seinem Charakter hat.
حَدَّثَنَا قُتَيْبَةُ حَدَّثَنَا اللَّيْثُ عَنْ يَزِيدَ بْنِ أَبِي حَبِيبٍ عَنْ عِرَاكٍ عَنْ أَبِي هُرَيْرَةَ أَنَّهُ
سَمِعَ رَسُولَ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ يَقُولُ إِنَّ شَرَّ النَّاسِ ذُو الْوَجْهَيْنِ الَّذِي يَأْتِي هَؤُلَاءِ بِوَجْهٍ وَهَؤُلَاءِ بِوَجْهٍ
Abu Huraira berichtete, dass er den Gesandten Allahs (s.a.s.) Folgendes sagen hörte: “Wahrlich, der übelste aller Menschen ist derjenige, der zwei Gesichter hat, indem er sich zu diesen Menschen mit einem Gesicht und zu jenen mit dem anderen Gesicht begibt”.
(Buchari 7179/Muslim 2526)
Ibn Qudama:
“Dies gilt, wenn man nicht dazu gezwungen ist, um von sich oder anderen wirklichen Schaden abzuwenden.”
Jemanden übertrieben loben
Im Loben liegen zwei Gefahren, zum einen für den, der lobt und zum anderen für den, der gelobt wird:
Gefahr für denjenigen, der lobt
Möglicherweise kennt er denjenigen, den er lobt, gar nicht richtig. Man kann möglicherweise ganz falsch liegen, was dann auf eine (möglicherweise unabsichtliche, aber fahrlässige) Lüge hinausläuft.
Oder aber er lobt jemanden, der eigentlich getadelt werden sollte.
Al-Hasan: “Wer für einen Tyrannen um Erhalt und Bewahrung betet, der liebt es, dass man Allah widerspenstig ist”.
Gefahr für denjenigen, der gelobt wird
Wenn man jemanden lobt, dann setzt man ihn der Gefahr aus, dass er arrogant und von sich voreingenommen wird:
حَدَّثَنَا مُحَمَّدُ بْنُ سَلَامٍ أَخْبَرَنَا عَبْدُ الْوَهَّابِ حَدَّثَنَا خَالِدٌ الْحَذَّاءُ عَنْ عَبْدِ الرَّحْمَنِ بْنِ أَبِي بَكْرَةَ عَنْ أَبِيهِ قَالَ
أَثْنَى رَجُلٌ عَلَى رَجُلٍ عِنْدَ النَّبِيِّ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ فَقَالَ وَيْلَكَ قَطَعْتَ عُنُقَ صَاحِبِكَ قَطَعْتَ عُنُقَ صَاحِبِكَ مِرَارًا ثُمَّ قَالَ مَنْ كَانَ مِنْكُمْ مَادِحًا أَخَاهُ لَا مَحَالَةَ فَلْيَقُلْ أَحْسِبُ فُلَانًا وَاللَّهُ حَسِيبُهُ وَلَا أُزَكِّي عَلَى اللَّهِ أَحَدًا أَحْسِبُهُ كَذَا وَكَذَا إِنْ كَانَ يَعْلَمُ ذَلِكَ مِنْهُ
Abu Bakra berichtete: “Ein Mann lobte in Gegenwart des Propheten (s.a.s.) einen anderen Mann. Da sagte er (d. h. der Prophet (s.a.s.)): “Wehe dir, du hast den Nacken deines Gefährten gebrochen, du hast den Nacken deines Gefährten gebrochen” – dies sagte er mehrmals. Dann sagte er: “Wenn jemand von euch seinen Bruder unbedingt loben will, dann soll er sagen: »Ich denke, dass diese Person so und so ist« – wenn er über die Person dies weiß – »und Allah ist der derjenige, der mit ihm abrechnet. Und ich stelle niemand vor Allah als rein dar« “.”
(Buchari 2662/Muslim 3000)
Derjenige, der gelobt wird, muss also sehr aufpassen, dass er nicht hochmütig wird, indem er sich bewusst macht, dass alle Gaben und aller Erfolg nur von Allah, dem Erhabenen, kommen.